Rotor Q-Rings Kettenblätter Erfahrungsbericht

Auf die ovalen Kettenblätter von Rotor wurde ich durch einen Artikel im Bike-Magazin 8/2013 aufmerksam. Ovale Kettenblätter sind an sich keine bahnbrechend neue Erfindung: so etwas gab's vor Jahren schon einmal von Shimano für's Rennrad, konnte sich aber damals am Markt nicht etablieren.
Der Hersteller Rotor schreibt auf seiner Web-Site:
Das ovale Design der ROTOR Q-RINGS Kettenblätter wurde entwickelt um bei einer Pedalumdrehung den negativen Effekt der "Totpunkte" zu reduzieren. ROTOR Q-RINGS ermöglichen beim Radfahren einen effizienteren und sanfteren Tritt und dadurch einen spürbaren Gewinn an Leistung und Ausdauer.
Die größte Wirkung sollen die Q-Rings bei niedriger Trittfrequenz und hohem Krafteinsatz entfalten. Also genau dann, wenn es auf meinen MTB-Touren im Gebirge so richtig zur Sache geht.
Die Bestellung war schnell geschrieben. Statt dem kompletten Satz Kettenblätter habe ich zunächst nur das kleine Kettenblatt der 3-fach Shimano XT-Kurbel ersetzt, später auch das mittlere.
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23er Q-Rings Kettenblatt auf Shimano XT Kurbel

Einbau

Die Montage des Kettenblatts stellt für den geübten Bike-Bastler keine Herausforderung dar. Der Austausch der Kettenblätter erfordert allerdings die Demontage der Kurbel. Ca. eine Stunde Zeit muss man investieren. Detaillierte Anleitungen liefert das Internet. Bei dieser Gelegenheit kann man dem Tretlager und den übrigen Kettenblättern gleich eine Reinigung und Wartung angedeihen lassen.
Zu beachten ist, dass für Demontage und Montage einer Shimano XT-Kurbel ein simples Spezialwerkzeug benötigt wird. Keine Kostenfrage, aber man kann bei einer etwaigen Bestellung gleich daran denken.
Das Kettenblatt wird in der mittleren der drei möglichen Positionen montiert. Eine spätere Feinjustage ist auch nach der Umgewöhnungsphase noch möglich.
Im Original hat das kleine Shimano-Kettenblatt 22 Zähne, das kleinste Q-Rings Kettenblatt ist dagegen mit 23 Zähnen bestückt - zunächst einmal eine Verschlechterung des Übersetzungsverhältnisses in dem kritischen Bereich, der über die Performance bei steilen Anstiegen entscheidet.

Einsatzbedingungen

26 Zoll Hardtail mit Shimano XT-Schaltkomponenten (3-fach Kurbel, 9-fach Kassette), Federgabel (Luft, 100 mm), Klickpedale. MTB-Touren in teils steilem Gelände, lange Anstiege, mit mittleren Anforderungen an die Fahrtechnik. Wenig Wiegetritt.
Meine subjektiven Eindrücke seit August 2013, zunächst nur mit dem kleinen, seit Februar 2014 zusätzlich mit dem mittleren Kettenblatt:

Pro und Contra

Die Kraftentfaltung wirkt subjektiv flüssiger.
Die Belastung scheint harmonischer über die gesamte Kurbelumdrehung verteilt zu sein. Man ist versucht, auf der Kassette früher in einen höheren Gang zu schalten.
Das Wippen an der Federgabel ist schwächer ausgeprägt, so dass der Lockout seltener zum Einsatz kommt.
Das Vorderrad steigt bei großem Krafteinsatz an Steilstrecken seltener.
Das Anfahren an Steilstrecken gelingt leichter.
Die Traktion auf losem Untergrund ist besser.
Deutlich teurer als die Original Shimano XT-Kettenblätter.

Resümee

Ich möchte die Q-Rings-Kettenblätter bei meinen MTB-Touren vor allem durch die Schweizer Alpen nicht mehr missen.
Meine anfängliche Skepsis bezüglich der Schaltperformance hat sich als unbegründet erwiesen. An einer 3-fach Kurbel nur das kleine Kettenblatt zu tauschen, kann ich nicht empfehlen.
Seit der 2015er Saison fahre ich "voll rotorisiert": alle Kettenblätter sind Q-Rings.
[Stand: März 2015]
[Update Sept. 2016: Q-Rings am 29er Hardtail]